Schon seit den aufrüttelnden Berichten des „Club of Rome“ in 1972 wissen wir, dass unser Planet unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuert, wenn wir in der Wirtschaft und Politik weiter so denken und handeln wie bisher. In den Folgejahren ist dann über die menschgemachten Probleme viel geforscht, diskutiert und publiziert worden – aber ist auch entsprechend gehandelt worden? Stimmt denn unser Tun mit unserem Denken überein? „Do we walk the talk?” Ziehen wir Konsequenzen aus den alarmierenden Erkenntnissen, wo sich doch die Problemlage noch dramatisch verschärft hat?
Das eigentliche Kernproblem ist für mich ein Gap zwischen Denken und Tun! Darum lautet die Herausforderung: „Bridge the gap!“ – Sie gilt für alle Entscheider:innen in Wirtschaft und Politik genauso wie für uns, die wir für sie beratend und begleitend tätig sind.
Es wird wohl niemand in Abrede stellen, dass wir eine langfristige, „enkeltaugliche“ Perspektive brauchen und die Komplexität der vernetzten Ursachen berücksichtigen müssen. Und es ist selbstverständlich, dass wir wirklich Neues nur schafen können, wenn wir uns von eingeschlifenen Denkgewohnheiten verabschieden können. Aber bekanntlich fällt es sehr schwer, sich alte Muster abzugewöhnen (denken wir nur ans Rauchen!), auch wenn wir schon neue Gewohnheiten einüben. Denn sobald Schwierigkeiten auftreten, scheinen die vertrauten Gewohnheiten mehr Sicherheit zu geben als die Versuche des Neuen.
Seit ich als Berater tätig bin – konkret über 55 Jahre! – habe ich erlebt, dass dem Management von der Beratungsbranche beeindruckend klingende Formeln von Managementtechniken angeboten wurden, deren Anwendung radikale Lösungen versprach; doch als die erwarteten Verbesserungen nicht schon nach kurzer Zeit eintraten, wurde eine neue Patentformel propagiert. Es war ein Geschäft mit Modebegrifen – und Mode ist immer kurzlebig!
Deshalb fürchte ich, dass wiederum innovativ klingende Begriffe und Formeln aufkommen könnten, die in Wahrheit nur ein Ersatz sind für konsequentes und beharrliches Handeln. Was ist also zu tun? Das Tun! Und Berater:innen müssen sich selber fragen: Ist unser Denken wahrhaftig – und ist unser eigenes Verhalten damit stimmig? Wie weit reicht unsere eigene Zukunftsperspektive? Wie sieht unser ökologischer Fußabdruck aus? Handeln wir selbst nach den neuen Werten und Prinzipien, die wir unseren Klient:innen empfehlen?
Nehmen wir uns selbst konsequent in die Pflicht und untersuchen wir, welche inneren Saboteure in uns Widersprüche zwischen Erkenntnis und Handeln bewirken? Nur wenn wir gelernt haben, den Mechanismen wirksam gegenzusteuern, können wir mit unserer Beratung als Partner:innen wirksam etwas zur Bewältigung der Probleme beitragen.