Johannes Narbeshuber im Gespräch mit Werner Vogelauer
Trigon Themen: Du warst schon dabei, als Trigon 1984 gegründet wurde. Ende der 80er Jahre hast du begonnen, dich als der Ersten im deutschsprachigen Raum mit dem Thema Coaching zu befassen. Wie waren denn die internen Reaktionen darauf?
W. Vogelauer: Im Rückblick mag das überraschen: In der Anfangszeit gab es heftigen Gegenwind. Gegründet hatten wir Trigon ja mit einem starken Organisations-Fokus. Und so gab es intensive Auseinandersetzungen rund um die Frage, ob Coaching mit einem Fokus auf die Einzelperson überhaupt dazu passt. Erst im Lauf der Jahre hat sich immer deutlicher gezeigt: OE und Coaching ergänzen sich wechselseitig. Das sind wesentliche komplementäre Kompetenzen. Und dass uns der Erfolg am Markt Recht gegeben hat, hat das Ganze auch leichter gemacht.
TT: 1993, vor über 25 Jahren ist dann der erste Coaching-Lehrgang an den Start gegangen. Was ist dir von dieser Geburtsstunde am deutlichsten in Erinnerung geblieben?
W. Vogelauer: Das war in Melk an der Donau. Sechs Teilnehmer, lauter Männer. Das Trainerteam war fast genauso groß: Hans von Sassen war damals mit dabei, Katharina Liebenberger und natürlich von Anfang an ganz wesentlich auch Elli Biehal. Wir wollten im Sinn von Mastery-Learning ganz wenig Input liefern und stark aus den Fragen und dem Prozess der Teilnehmer heraus arbeiten.
TT: Was hat sich denn seit damals getan und verändert?
W. Vogelauer: Konzepte, Inhalte und Didaktik sind heute natürlich völlig anders als beim ersten Mal. Um das Jahr 2000 herum sind die Standorte Zürich
und Köln dazugekommen. Wenn wir die Inhouse- Lehrgänge in verschiedensten Unternehmen dazuzählen, hat der Trigon Zertifikatslehrgang Coaching inzwischen über 100 Mal stattgefunden. Auch die Teilnehmerstruktur hat sich verändert: Waren es zu Beginn hauptsächlich Berater, sind später zu gleichen Teilen auch Leute aus dem HR/PE-Bereich dazugekommen und Führungskräfte, die gar nicht im engeren Sinn als Coach arbeiten werden, sondern einfach im Sinn von zeitgemäßer Führung Coaching-Kompetenzen in ihr Repertoire aufnehmen wollen.
TT: Als Trigon-Berater der ersten Stunde bist du natürlich auf Du und Du mit unseren System- und Entwicklungskonzepten. Du kommst stark aus der Transaktionsanalyse, hast aber auch Ausbildungen in Psychodrama und Psychosynthese. Was hälst du davon, dass wir unseren gemeinsamen Ansatz jetzt unter das Begriffspaar systemisch-evolutionär stellen?
W. Vogelauer: (lacht) Das macht viel Sinn, auch wenn ich den Begriff eher zweitrangig finde. Wichtig waren mir immer unser Leitbild bei Trigon, unser OE-Verständnis, unser humanistisches Menschenbild. Über die Jahre gab es dann immer wieder Begriffsdiskussionen. Statt systemisch waren auch integrativ oder ganzheitlich im Gespräch. Rund um evolutionär gab es Überlegungen, die für entwicklungsorientiert sprachen – und andere dagegen. In jedem Fall transportiert systemisch-evolutionär für mich die entscheidenden Aspekte, die mir wichtig sind. Im Sinn einer klaren Positionierung unseres Ansatzes ist der Begriff sicher ein Gewinn.
TT: Vielen Dank für das Gespräch