Erfahrungen im virtuellen Seminarraum
mit Rudi Ballreich im Gespräch über ihre Erfahrungen mit Online-Trainings
Bei Trigon haben wir uns in unseren Studientagen wiederholt mit den Folgen der Digitalisierung, aber auch mit digitalen Beratungsmethoden auseinandergesetzt. Wir haben dabei auch daran gearbeitet, digitale Tools didaktisch und methodisch sinnvoll einzusetzen. Vor allem bei Meetings blieb der Einsatz digitaler Tools aber hinter unseren bewährten Methoden aus Präsenz-Workshops deutlich zurück. Letztlich nutzten wir bei komplexen Problemstellungen die Vorteile der physischen Anwesenheit aller Beteiligten. Wie für viele unserer Kunden stellt sich die Lage seit Beginn der Covid 19-Krise auch für uns bei Trigon plötzlich ganz anders dar. In den nächsten Wochen und Monaten werden Präsenz-Workshops nur begrenzt möglich sein. Nicht, ob wir Online-Lösungen verwenden ist mittlerweile die Frage, sondern in welcher Form wir diese einsetzen, damit wir mit unseren Kunden die bestmöglichen Arbeitsresultate erzielen.
Rudi Ballreich (RB) aus dem Münchner Trigon-Büro und Wolfgang Grilz (WG) aus dem Büro Wien tauschen im – natürlich online geführten – Gespräch Ihre Erfahrungen dazu aus:
WG: Rudi, durch die Covid-19-Krise gezwungen, hast du ja gerade ein 3-tägiges Training sehr kurzfristig online durchgeführt. Welche Erfahrungen hast Du dabei gemacht?
RB: Eine wichtige Erfahrung war, dass Small Talk am Beginn und auch zwischendrin möglich und sehr unterstützend ist. Sich freuen über das Wiedersehen, Witzchen machen und lockere Gespräche helfen, die anderen zu spüren und sich zu begegnen.
WG: Aber drei Tage, ist das nicht zu lang für ein Online Training?
RB: Überhaupt nicht. Wir haben sehr abwechslungsreich gearbeitet, nicht nur vor dem Bildschirm. Deshalb wurde es nie langweilig. Wir haben intensiv in der Gruppe gesprochen und auch zu zweit in Break-out Rooms. Es gab Phasen der Einzelarbeit mit Analysen, künstlerischen Methoden, mit Bewegung und Sculpturing. Meditative Erforschungen mit Phasen der Reflexion und des Erfahrungsaustausches waren auch sehr wichtig. Auch Lernpartner-Spaziergänge mit Handyverbindung waren eine Option.
WG: Das klingt ja sehr spannend. Hast Du auch Erfahrungen mit der virtuellen Begleitung von Veränderungsprojekten?
RB: Ja, ich habe letztes Jahr ein Kontinente-übergreifendes Projekt „Agile Organisationstransformation“ begleitet. Das geschah fast ausschließlich virtuell. Für die notwendigen Lernprozesse haben wir eine Mischung aus Webinaren und Lehrvideos genutzt.
Bei mir hat das dazu geführt, dass ich seither intensiv an der Entwicklung von Lehrfilmen, E-Learning-Modulen und anderem Backup arbeite, um Transformationsprozesse virtuell unterstützen zu können. Aber an diesen Themen arbeitest Du ja auch. Was sind denn Deine Erfahrungen?
WG: Ja, ich produziere gerade einen Online-Kurs für Führungskräfte zum Thema Onboarding.
RB: Warum gerade Onboarding?
WG: Das klingt in Zeiten, in denen Unternehmen auf Kurzarbeit umstellen oder leider auch viele Kündigungen aussprechen müssen im ersten Moment komisch. Aber erstens habe ich damit ja schon vor einigen Monaten begonnen als die Situation noch eine ganz andere war. Und zweitens werden ja auch die Zeiten zurückkommen, in denen Mitarbeiter wiedereingestellt werden. Und dann werden wir hoffentlich auch wieder darüber diskutieren, wie wir Mitarbeiter in unsere Unternehmen gut integrieren. Das Thema online anzubieten hat den Vorteil, dass es von einer Führungskraft gerade dann abrufbar ist, wenn man es gerade braucht. Wir werden es daher als Online-Angebot in der Trigon Academy führen oder auch in einer „In House“-Variante für unsere Kunden anbieten – aber eben dann, wenn die gegenwärtige Krise vorbei ist.
RB: Wie löst du denn da das Thema mit der Aufmerksamkeitsspanne?
WG: Die Aufmerksamkeitsspanne muss man ja immer im Kopf haben, auch wenn man ein Buch oder einen Artikel schreibt oder ein Präsenzseminar durchführt. Aber natürlich, in einem Online-Kurs braucht es da einen eigenen methodischen Weg. Eine gute Mischung aus Videos, kurzen informativen Texten, Arbeitsblättern und Checklisten hilft dabei. Man muss auch berücksichtigen, dass Führungskräfte wenig Zeit haben. Das muss informativ, relevant und knapp gehalten sein.
RB: Was ist denn Deiner Ansicht nach wichtig bei der Moderation von virtuellen Meetings?
WG: Ich habe gemerkt, man muss das schon etwas anders angehen als in Präsenzveranstaltungen. Da braucht es zum Beispiel mehr direkte Ansprache, damit die Teilnehmer Stellung nehmen. Du weißt ja nicht, ob da nicht jemand gerade seine E-Mails checkt. Damit die Aufmerksamkeit hält, musst du in noch kürzeren Abständen für Aktivität sorgen. Die Moderation erfordert viel mehr Dynamik.
RB: Wie müssen denn die Einheiten aufgebaut sein?
WG: Die Einheiten müssen deutlich kürzer und natürlich exakt vorbereitet sein. Vor allem dürfen inhaltliche Impulse nicht zu lange sein. So etwa alle 7 bis max. 10 Minuten muss es dann schon von den Teilnehmern Beiträge geben, damit sie konzentriert bleiben. Ich habe jetzt gerade eine eintägige Kick-off-Veranstaltung auf vier Online-Meetings aufgeteilt, die über zwei Wochen verteilt stattfinden. Das hat übrigens auch den Vorteil, dass die Teilnehmer zwischen den Modulen schon Aufgaben durchführen können.
RB: Alles Gute dafür!
WG: Dir auch – und bleib gesund!