Den richtigen Zugang zur Strategiearbeit finden
Manager haben sehr unterschiedliche Zugänge zur Zukunftsgestaltung und zur Arbeit mit Strategie. In manchen Unternehmen wird mit anspruchsvollen Instrumenten und Methoden sehr differenziert geplant und gesteuert. Andere Kulturen steuern die Organisation mit groben Zukunftsbildern oder strategischen Richtungsaussagen und lassen Freiraum in der Feinplanung und Detailsteuerung. Mit zwei Originalzitaten von Vorständen möchte ich hier die Bandbreite der Möglichkeiten skizzieren.
Der Vorstandssprecher einer Versicherung, die nicht am Kapitalmarkt operiert und seit vielen Jahren nachhaltig und erfolgreich wächst, fasst seine Position zu Planungsprozessen in einer Strategieklausur folgendermaßen zusammen:
„Mir ist wichtig, dass jeder hier weiß, in welche Richtung wir gehen, dass die Kultur zwischen uns stimmt und dass wir handeln und nicht nur diskutieren.
Damit kommen wir weiter als mit allen detaillierten Instrumenten zur Planung, die meiner Meinung nach den Nachteil haben, dass sie das Geplante vor das Mögliche stellen.“
Ein anderer Ansatz begegnet mir immer wieder in börsennotierten Unternehmen, die an Analysten berichten. Hier ein Originalzitat eines CEO, etwa ein halbes Jahr vor dem Börsengang:
„Wir benötigen klare Stories, kommunizierbare Strategien und müssen alles, was wir in Zukunft wollen, durch die BSC (Balanced Score Card) auf mehreren Ebenen planen und messbar machen. Dadurch können wir uns selbst besser steuern und erreichen Glaubwürdigkeit bei unseren Stakeholdern.“
Diese beiden Aussagen zeigen: Die Art und Weise, wie in Unternehmen die Zukunft gestaltet wird, bewegt sich mitunter zwischen weit auseinanderliegenden Polen. Im ersten Beispiel werden die zukünftig zu erreichenden Zustände und Ziele bewusst offen gelassen und nicht festgelegt – die Richtung, also die strategische Grundorientierung, wird aber klar vorgegeben und vereinbart. Im zweiten Beispiel wird die Strategieentwicklung mit Zielen, Budgets und konkreten Maßnahmenplänen für die nächste Periode völlig durchgeplant und gestaltet (vgl. Glasl/Weiss: 2014).
Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Zwischen den beiden Polen gilt es, einen stimmigen und authentischen Weg für die eigene Organisation zu finden.