Praxisbeispiel: Mitarbeiterbefragung
Werden die Ergebnisse von Mitarbeiterbefragungen professionell aufgearbeitet, können auch erstarrte Systeme wieder in Bewegung kommen. Ein Beispiel aus dem Gesundheitsbereich.
Immer wieder beobachtbare Probleme im Gesundheitswesen sind vielfach bekannt. Knappe Ressourcen und Mangelverwaltung führen zu Stress und Druck. Der Umgang untereinander wird rauer, Kommunikation wird reduziert, Konflikte nehmen zu, werden aber nicht mehr ausgeräumt. Patientinnen und Patienten und meist auch Angehörige spüren, dass etwas nicht stimmt und reagieren mit Unbehagen und Misstrauen. Hier geht es dann rasch um Ansehen in der Öffentlichkeit. Die Identifikation mit dem Arbeitgeber fängt zu bröckeln an. Heißbegehrte Fachkräfte verlassen das Unternehmen – neue Fachkräfte bekommt man nicht ohne Weiteres oder nicht schnell genug.
Mitarbeiterbefragung als Entwicklungsimpuls
Bei einem unserer Kunden zeigte sich die oben beschriebene Symptomatik. Um die vielfältigen Probleme und Dysfunktionalitäten besprechbar zu machen, entschied man sich für die Durchführung einer organisationsweiten Mitarbeiterbefragung. Die in die Zukunft gerichtete Aufarbeitung der Befragungsergebnisse sollte die Möglichkeit bieten, mit Distanz auf die Dynamiken zu blicken und im Dialog Lösungsansätze zu entwickeln. Unsere Grundannahme im Projekt: Gelingt es, die zugrundeliegenden Denk- und Handlungsmuster auf den Prüfstein zu stellen, kann die destruktive Energie in positive und vorwärts gerichtete Energie umgelenkt werden.
Der Blick auf das Gesamtsystem
Für die oberen Führungskräfte lag der große Nutzen darin, dass es klare Erkenntnisse (in Form von Zahlen) gab, wo die größten Brennpunkte waren und wo im Managementsystem dringend interveniert werden musste. Langfristige Entwicklungsthemen wurden auf oberster Ebene erarbeitet. Kurzfristiger Handlungsbedarf wurde in Form von Coaching, Training und fachlicher Unterstützung identifiziert. Gleichzeitig war aber auch erkennbar, welche Organisationseinheiten eine hohe Zufriedenheit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufwiesen, die dann als interne Best Practices genutzt werden konnten.
Berufsgruppen im Dialog
Wichtiger Ansatzpunkt für die Aufarbeitung der Ergebnisse waren auch die Interessensgegensätze zwischen Verwaltung, Ärzteschaft und Pflege. Über die Befragungsergebnisse gelang es, in einen Dialog auf Augenhöhe einzusteigen und ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln. Durch kleinere und größere Verbesserungsmaßnahmen wurde eine Aufbruchsstimmung im Sinne eines neuen Stils der Zusammenarbeit erzeugt.
Aha-Erlebnisse für Führungskräfte
In allen organisatorischen Einheiten wurden – auf Basis eines Leitfadens aus einem gemeinsamen Führungskräftetraining – Maßnahmenworkshops zu den Befragungsergebnissen durchgeführt. Vielfach gelang es, belastende Themen im Team endlich besprechbar zu machen und gemeinsam an team-spezifischen Lösungen zu arbeiten. Regelmäßige Feedbackschleifen als präventives Frühwarnsystem in die Regelkommunikation einzubauen, war eine Maßnahme, die zusätzlich aufgegriffen wurde.
Den passenden Rahmen geben
Durch ernsthafte Auseinandersetzung mit den Befragungsergebnissen und professionelle Begleitung kann es gelingen, erstarrte Systeme in Bewegung zu bringen, Handlungsfähigkeit herzustellen und Vertrauen zurückzugewinnen. Das Gesamtsystem kann nur schwingen, wenn die vielen Subsysteme sich an ihrer jeweiligen Position aus eigener Kraft wieder in die richtige Richtung drehen und möglichst geschmeidig ineinandergreifen. Die Befragung konnte hier einen ersten Anstoß geben.