Employer Branding als Beirag zur resilienten Unternehmensentwicklung
Die Machtverhältnisse zwischen Arbeitgebern und -nehmern haben sich verändert. Der Arbeitsmarkt ist aktuell in vielen Bereichen umkämpfter als der Absatzmarkt, wenngleich die Konjunktur hier etwas Entspannung erwarten lässt. Wie kann ein langfristiger, resilienter Umgang mit sich verändernden Bedingungen am Arbeitsmarkt aussehen?
Als Berater:innen sind wir in unterschied lichsten Organisationen unterwegs und finden es bemerkenswert, dass derzeitpraktisch alle mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Nämlich in ausreichender Zahl die passenden Mitarbeiter:innen zu finden und diese auch längerfristig an das eigene Unternehmen zu binden. Die Konsequenz: Der Wettbewerbsdruck am Arbeitsmarkt steigt und steigt. Gleichzeitig berichten Recruiter:innen, dass potenzielle Kandidat:innen immer fordernder und wählerischer werden.
Aus unserer konkreten Arbeit zur Stärkung der Resilienz von Organisationen haben wir drei wesentliche Hebel identifiziert, die helfen können, das eigene Unternehmen besonders attraktiv am Arbeitsmarkt und bei bestehenden Mitarbeiter:innen zu machen.
Purpose erzeugt Bindung
Keine andere Facette einer Organisation birgt mehr Differenzierungspotenzial als der Purpose. Es wird immer Organisationen geben, die mehr bezahlen und noch flexiblere Arbeitszeitmodelle haben. Durch einen starken Purpose können Mitar beiter:innen aber langfristig an die Organisation gebunden werden. Menschen fühlen sich in Organisationen gut aufgehoben, deren Sinn und Zweck in stimmiger Resonanz mit einer individuell sinngebenden Betätigung ist. Gehalt und Arbeitsbedingungen bleiben zweifellos wichtig, doch spielt die Werteorientierung bei der eigenen Arbeit insbesondere für jüngere Menschen eine wachsende Rolle. Insofern gilt es im Rahmen des Recruitingprozesses herauszufinden, ob es eine gute Passung zwischen dem Purpose der Organisation und dem individuellen Purpose der Person gibt.
Sicherheit ist (wieder) wichtig für Arbeitnehmer:innen
Sicherheit und Kontinuität bieten zu können hat gerade in (wirtschaftlich) turbulenten Zeiten hohe Relevanz. Hier kommt es zu einer grundsätzlich bemerkenswerten Deckung zwischen den Interessen von Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen. Aktuelle Studien zeigen, dass gerade die GenZ sehr viel Wert auf (Arbeitsplatz-) Sicherheit legt. Bei der direkten Wahl zwischen Karrieremöglichkeiten und Sicherheit wird der Sicherheit klar der Vorzug gegeben (vgl. Studie vom Institut für Jugendforschung, 2022 Generation Corona & die Arbeitswelt von mor gen). Ebenfalls wichtig ist die Ebene der psychologischen Sicherheit. Die bekannte AristotelesStudie von Google zeigt bespielsweise auf, dass erfolgreiche Teams sich durch eine Kultur der Offenheit und des Vertrauens auszeichnen. Und das schafft Engagement und Loyalität.
New Work ist in den Unternehmen angekommen und wird bleiben
Besinnen wir uns auf die Ursprünge von New Work, die auf den Philosophen und Antropologen Frithjof Bergmann zurückzuführen sind, (Quelle: New Work, New Culture) dann geht es im Kern darum, dass der Mensch künftig arbeitet was und wie er das wirklich will. So wird Arbeit Mittel zum Zweck, um sich als Individuum entfalten zu können. Hier möchten wir auf drei wesentliche Aspekte im Kontext von New Work hinweisen.
- Gibt es flexible Arbeitszeitmodelle und wie ist Arbeit verteilt? Für die Unternehmen gilt es, die Herausforderung zu lösen, wie in einem sich flexibilisierenden Umfeld die nötigen Ressourcen aufgeteilt und eingesetzt werden können. Da geht es dann nicht nur um die 30-Stunden-Woche, sondern u.a um Arbeitszeitkontingente, Tandem-Modelle und lebensphasengerechte Arbeitszeitmodelle bis hin zur eiterbeschäftigung nach der Pensionerung.
- Wie kann es gelingen, meinen persönlichen Purpose im Beruf zu verwirklichen? Ziel ist, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das es ermöglicht, dass Menschen sich in und mit ihrer Arbeit auch identifizieren und verwirklichen können. Somit landen wir auch aus New Work Perspektive wieder beim Sinn. Und damit bei einer Frage, die sich viele (vor allem auch junge) Menschen stellen: „Was kann in dieser Funktion mein Beitrag sein, um aktuelle Herausforderungen und Zukunftsfragen zu lösen?“
- Wie wird ein Nebeneinander von Büro und Remote Work gut gelebt? Die Forderung nach Home Office-Zeiten wird bleiben und macht aus individueller Sicht genauso wie aus Unternehmensperspektive Sinn. Doch braucht es gezielt Begegnung „im Büro“, zur interdisziplinären Co-Kreation, zur gegenseitigen Bereicherung der Kreativität und zu menschlicher, echter Begegnung.
Resümee
Organisationen, die auf ihre Resilienz achten haben erkannt, dass die Mitarbeiter:innenperspektive stets mitzudenken ist. Dabei handelt es sich keinesfalls um einen Marketing-Gag, sondern um ein langfristiges Investment. Wir sind überzeugt: Die Menschen sollten im Zentrum jeder Unternehmensstrategie stehen. Resiliente Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen werden folgen, wenn man die richtigen Menschen an Bord hat.