Genuss und Resilienz: Kein Widerspruch!
Stiegl ist Österreichs größte Privatbrauerei mit einer langen Tradition in der Bierkultur. Seit rund 530 Jahren stehen bei Stiegl Nachhaltigkeit, Regionalität, Wertschöpfung vor Ort und vor allem die Qualität im Mittelpunkt. Mit dem seit 2015 geöffneten Biergut Wildshut wurde die Vision vom guten Leben als Leuchtturm für ein neues Ernährungs- und somit Lebensbewusstsein realisiert.
In der aktuellen Ausgabe von Trigon Themen geht es um organisationale Resilienz. Was ist Ihre Definition davon und warum ist sie in der heutigen Geschäftswelt Ihrer Meinung nach wichtig?
KIENER: Organisationale Resilienz im heutigen Arbeitsumfeld ist für uns bei Stiegl als nachhaltig ausgerichtetes und in Generationen denkendes Familienunternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette schon seit jeher von großer Bedeutung. Als Unternehmen muss man in der Lage sein, auf Veränderungen im Umfeld – wie steigenden Energiekosten, Rohstoffknappheit oder strengere Umweltauflagen – zu reagieren, ohne dabei die eigenen Nachhaltigkeitsziele zu gefährden. Organisationale Resilienz ermöglicht uns, flexibel zu sein, alternative Lösungen zu finden und unsere Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft auch weiterhin zu erfüllen. Und das sage ich nicht ohne Stolz: Wir werden in der Branche als einer der Vorreiter gesehen, was den CO2-Fußabdruck und die Nachhaltigkeit in der gesamten Produktionskette betrifft. Auf unserem Gut Wildshut realisieren wir unsere Vision vom guten Leben als Leuchtturm für ein neues Ernährungs- und somit Lebensbewusstsein. Im Mittelpunkt steht ein ganzheitlicher Ansatz: Es geht um eine achtsame Haltung, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringt. Dabei denken und handeln wir in Kreisläufen, d.h. es geht um ein nachhaltiges, neues Wirtschaften und einen respektvollen Umgang mit dem Leben, den Menschen, Tieren und Pflanzen sowie mit den Ressourcen.
Wie richten Sie Ihr Unternehmen aus, um die Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten?
KIENER: Als Eigentümer und geschäftsführender Gesellschafter messe ich den Themen Kreislaufwirtschaft und Resilienz in der gesamten Produktions- und Lieferkette einen sehr hohen Wert bei. Darum investieren wir laufend, sowohl in unsere Brauerei eigene Landwirtschaft, unser Gut Wildshut, die Brauanlagen als auch in die Kompetenz unserer Mitarbeiter:innen. Unser Stiegl-Gut Wildshut ist dabei unser Think Tank. Hier versuchen wir, unser Kreislaufdenken über die gesamte Produktionskette zu ziehen und probieren aus, was wir verbessern kön nen. Wir probieren hier neue „alte“ Methoden des Landbaus aus, und beschäftigen uns gemeinsam mit anderen Landwirt:innen mit dem Thema der zukunftsorientierten Bio-Landwirtschaft. Das ist viel mehr als bloße Liebhaberei. Ich bin wirklich davon überzeugt, dass nur ein nachhaltiges Wirtschaften ein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen kann.
Welche Hauptfaktoren beeinflussen die organisationale Resilienz bei Stiegl? Wie können Sie diese Faktoren verbessern?
KIENER: Die Hauptfaktoren, die die organisationale Resilienz beeinflussen, sind Vielfalt und Flexibilität der Ressourcen, effektive Kommunikation und transparente Informationsflüsse, Lern und Anpassungsfähigkeit, Risikomanagement und Kontinuitätsplanung sowie Mitarbeiterengagement.
Um diese Faktoren zu verbessern, gibt es in unserem Haus die unterschiedlichsten Maßnahmen. Dazu gehören ein kontinuierliches Training und die Entwicklung der Mitarbeiter:innen sowie die laufende Förderung einer offenen und vertrauensvollen Unternehmenskultur. Außerdem haben wir Frühwarnsysteme und Überwachungsmechanismen implementiert, um Veränderungen und Risiken unseres Geschäfts frühzeitig zu erkennen.
Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei der Schaffung einer resilienten Organisation? Gibt es bewährte bei Stiegl eingesetzte Praktiken, um eine resiliente Kultur zu fördern?
KIENER: Unsere Mitarbeiter:innen – die sich selbst „Stiegler“ nennen – sind ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs. Mir ist es sehr wichtig, dass wir ihnen ein stabiles Arbeitsumfeld bieten können und eine Kultur des Vertrauens, der Offenheit und des Engagements fördern. Denn so sind unseren Mitarbeitenden in der Lage, Herausforderungen, derer es aktuell ja zur Genüge gibt, anzunehmen und sich Veränderungen anzupassen. Ich denke, dass eine resiliente Unternehmenskultur von einer offenen und transparenten Kommunikation getragen ist, in der es viel Austausch und Teamarbeit gibt. Gute Ausbildungsmöglichkeiten und eine konstruktive Fehlerkultur sollen ermutigen, Neues auszuprobieren und neugierig zu bleiben.
Mir ist auch bewusst, dass für organisationale Resilienz, allen voran das Führungsteam Vorbild sein muss. Es gilt, selbst Resilienz zu zeigen bzw. zu leben, Veränderungen proaktiv als Chance zu kommunizieren und so die Mitarbeitenden in ihrem Tun zu stärken.